Einmal im Jahr nehmen wir uns die Zeit, um uns als ehrenamtliche Kinder- und Jugendmitarbeiter mit dem Thema Kindeswohl auseinanderzusetzen. Damit erfüllen wir nicht nur eine gesetzliche Auflage, sondern halten auch einen ehrlichen Wunsch und ein für uns erstrangiges Thema hoch. Denn die Pfadfinderei ist zwar ein Hobby, doch die Kids sind vollwertige Menschen, die es verdienen geschützt und geehrt zu werden. Wir glauben daran, dass eine behütete Kindheit und ein selbstbewusstes Kind zu einem vollwertigen Mitglied unserer Gesellschaft heranwachsen kann. Ist ein Kind jedoch Gewalt und Missbrauch ausgesetzt, so kann sein, dass es als Erwachsene/r mit dem eigenen Leben und den entstandenen Wunden stark zu kämpfen hat.
Als Redner war ein Sozialarbeiter und erfahrener Pfadfinderleiter aus Berlin eingeladen worden. Dank seiner Arbeit im Jugendamt Berlin und seiner Erfahrung aus dem eigenen Stamm, erlebten wir den Vortrag als praxisnah und lebendig. Die doch sehr rechtlichen und oft etwas trockenen Themen verstand er auf anschauliche Weise darzustellen, sodass man konkrete Vorstellungen und Beispiele vor Augen hatte, die im Alltag auf der Wiese sehr hilfreich sein können. Detailliert erklärte er uns wichtige Begrifflichkeiten, Gefährdungslagen und die rechtlichen Grundlagen. Der Fokus lag dabei auf Prävention, Sensibilisierung, und der richtigen Meldekette. Im zweiten Teil des Abends war Raum für Fallbeispiele in Gruppenarbeit und persönlichen Fragen. Dabei gelang es dem Redner zu betonen, dass ein vertrauensvolles Verhältnis die Basis sei. Dies sei die Stärke unserer Arbeit, denn wenn man gemeinsam unterwegs mit seinem Team ist, haben die Kids die Möglichkeit zu erleben, wie gesunde und respektvolle Beziehungen aussehen. Schon allein diese Erfahrung kann helfen, um Missstände im persönlichen Leben zu realisieren und reflektierter zu beurteilen.
Rückblickend stellen wir erstaunt fest, dass das allgemeine Interesse an dieser Schulung weit größer war als erwartet. Die Teilnehmer waren nicht nur Ranger aus einer Reihe regionaler Stämme, sondern zusätzlich auch Vertreter aus verschiedensten Kirchengemeinden und aus Pfadfinderstämmen aus dem ganzen Westen Deutschlands.
Durch die aktuelle Pandemie Situation war die Vorbereitung durch ständige Absprachen, Umplanungen und durch das Revidieren des Schutzkonzeptes gekennzeichnet. Erst sehr spät wurde klar, dass wir diese Schulung zum größten Teil als Online Schulung anbieten mussten und dass die Anzahl der „live“ Anwesenden beschränkt werden musste. Dies brachte eine Menge technischer Herausforderungen mit sich. Durch die spontane Bereitstellung einer benachbarten großen Kirchgemeinde standen uns dann doch große Räume und sehr gute Technik zur Verfügung, in denen das Ordnungsamt unsere Teilnehmerzahl unter Auflagen zuließ. Dadurch konnten wir in diesmal fast 100 Mitarbeiter schulen, die meisten davon online über einen YouTube livestream und über virtuelle Zoom Meetings- & Gruppenräume.
Im Nachgang haben wir durch diese Aktion sehr viel gelernt, wir konnten die gesamte Schulung aufzeichnen und haben nun die Möglichkeit mit diesem Material eine virtuelle Schulung für zukünftige neue Mitarbeiter aufzubauen.